„Weihnachten früher“ – Texte von Anny Drexel, Lydia Häfele, Alfons Peter, Emmo Amann und Edmund Banzer wurden im Schaufenster des Kreativraums 8 ausgehängt
Weihnachten 1945: Wir hatten einen Christbaum mit Kugeln, Engelhaar und Kerzen. Und nach Geschenken fragte in der Familie niemand.
Nach dem großen Krieg mit viel Leid und Verwüstung war nur ein Punkt wichtig: „Zusammenhalt und Neubeginn, dann wird es gehen!“
(Anny Drexel)
Ganz früer homr an Christbom
mit Engelhor ka, spöter mit
Lametta, Strohstern.
Jetzt homr schöne Kugla
und ghörige Kerza,
di o no guat schmeckend.
(Lydia Häfele)
„Weihnachten“ im weiten Rückblick!
Und die vielzitierte sogenannte „Stille Vorweihnachtszeit“?
Ja, die gab es, denn die ganze mediale Überflutung in Wort, Bild und Ton, die gab es früher einfach nicht.
Auch der finanzielle Spielraum war größtenteils begrenzt, größere Geschenke für die Kinder waren nur in vermögenden Familien möglich. Und so wurden notgedrungen kostengünstigere Sachen in oft heimischer Nachtarbeit von der Mutter genäht oder gestrickt sowie vom Vater gebastelt.
Denn damals wie heute waren die Kinderwünsche „selbstverständlich“ zu erfüllen. Auch die Festtage verliefen weitaus einfacher als heute üblich. Köstlichkeiten aus aller Welt waren nicht einmal im Angebot! Ein guter Braten musste genügen.
Birnenbrot und einfache Kekse versüßten die ersehnte Zeit.
Das von den Kindern heiß erwartete Christkind machte seinen Besuch meistens während der Nacht. Und wenn dann am Weihnachtstag der Christbaum mit der Krippe in der Stube stand, die Kinder die Geschenke besahen, ja dann glänzten ihre Augen und die ihrer Eltern
genauso wie heute.
(Alfons Peter)



Im Jahr 1951 spielten wir Kinder gerne auf der bereits asphaltierten Schweizerstraße (Judengasse) Fußball, leider nur mit einem kleinen Gummiball. Zu Weihnachten eine große Überraschung: Helmut und ich bekamen einen richtigen, großen Fußball aus Leder, innen mit einer aufblasbaren Seele. Damals gab es noch keine Ventile für eine Druckluft-Pistole.
Sobald die Straße fast schneefrei war, spielten wir dort mit unseren Nachbar-Buben Fußball. Nun konnten wir auch auf dem großen Fußballplatz an der Schiller-Allee oder auf einer großen Wiese in unserer Nähe, wo bereits abgemäht war, spielen.
Natürlich gab es dann auch Konkurrenz von anderen Mannschaften, welche wir eigentlich meistens besiegen konnten. So nannten wir uns dann „Rapid-Schweizerstraße“. Wir spielten sogar auf dem Schul-Sportplatz in der Hohenemser-Reute und einmal mit unserem damaligen Nachbarn Kaplan Emil Bonetti im Tiergarten unterhalb vom heutigen Pfadfinder-Heim.
(Emmo Amann)
Im Jahr 1952 bekamen wir 3 Kinder (Kurt, Emmo u. Helmut) vom Christkind 2 einfache, hölzerne Trittroller aus Holz, die Räder waren ebenfalls aus Holz, mit einem Gummi-Ring belegt. Da alle Kinder gleichzeitig fahren wollten, musste immer 1 Kind zuschauen. Das konnte nicht gut gehen. Aus Wut habe ich dann bei einem Roller die Schraube in der Lenkung gelöst, sodass der Roller während der Fahrt eines Bruders auseinanderklappte. Dieses Missgeschick passierte Kurt, dafür bekam er bei einem Schneidezahn einen Gold-Zahn und ich eine Strafe. Er hat dieses Gold bis zu seinem Tode behalten.
(Emmo Amann)
Im Jahr 1953 bekamen wir Kinder 2 Tisch-Tennis –Schläger, ein grünes Tischtennis-Netz und 2 Tennis-Bälle vom Christkind. Aber nur, wo sollten wir spielen? Vater klärte uns auf: Spanplatten bekommen wir von unserer Tischlerei, den Rest dazu macht ihr selbst. So gingen wir in die Tischlerei und bauten uns einen Tisch in unserem Hof und probierten zu spielen. Dies sahen die Nachbar-Kinder und wollten natürlich auch mitspielen. So hatten alle Kinder in der Judengasse, Buben wie Mädchen, eine gesunde Beschäftigung und waren nicht mehr auf der Straße.
(Emmo Amann)