Kurzinhalt- Rudolf v.Ems

der-gute-gerhardRudolf von Ems – Der gute Gerhard

1999

 

Vor etwa 800 Jahren, also um 1200, wurde Rudolf von Ems, der erste bekannte Vorarlberger Dichter, geboren. Dieses Datum nahm der Kulturkreis Hohenems zum Anlass, ein Werk dieses bedeutenden, immer ein wenig unterschätzten Nachfahren der großen höfischen Epiker der staufischen Klassiker neu herauszugeben. Die Wahl fiel aus verschiedenen Gründen auf den „Guten Gerhard“. Es ist das erste erhaltende Werk des Dichters, es zeigt Rudolf in Formbeherrschung und Sprache trotzdem schon auf der Höhe seiner Kunst und es weist mehr als seine folgenden Versdichtungen auf den gesellschaftlichen Wandel der Zeit hin, ist sein Held doch kein Ritter, sondern ein Kaufmann.

Die Stellung, die Rudolf von Ems in der Vorarlberger Dichtung einnimmt, steht in einem seltsamen Gegensatz zu der Rolle, die ihm die deutsche Geistesgeschichte zuweist. Während er in Vorarlberg als selbsttätiger Schöpfer und großer Anreger auftritt, erscheint er im Umkreis der hohen Dichtung des Mittelalters als ein Spätling, als ein bewusster Nachfahre der großen Meister, der selbst bereits ein ausgeprägtes Epigonenbewusstsein besaß.

Seine persönliche und zeitgeschichtliche Aufgabe sah Rudolf darin, den großen Meistern der höfischen Kunst nachzustreben, deren Kunst ihm jedoch als unerreichbar galt. Es bleibt jedoch die Frage, ob sein Gefühl richtig war.

Wer sich Rudolf von Ems unbefangen nähert, der hat keineswegs den Eindruck, dass der vorherrschende Zug seiner Dichtung die Nachahmung der großen höfischen Epiker sei. Er ist eher überrascht und entzückt von der Fülle neuer Bezüge, den vielen unbekannten Bezirken des Stoffs und dem veränderten Verhältnis zur Wirklichkeit, das sich fast Seite für Seite feststellen lässt.


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