GEDANKEN ZUR 2. AUFLAGE
ALTE BILDER SIND DAS GEDÄCHTNIS EINER STADT
HOHENEMS ist – gemessen an »Greisinnen« wie Feldkirch oder Bregenz – eine junge Stadt.
Zwar hatte Kaiser Ludwig der Bayer bereits im Jahre 1333 dem »flecken zu Emmptz« das Stadtrecht verliehen mit all den Rechten und Freiheiten, wie sie »des richs statt zu Lindow« besaß. Doch die Erhebung der Marktgemeinde Hohenems zur Stadt erfolgte erst am 28. Mai 1983.
Im Laufe der Zeit hat sich das Bild der Marktgemeinde bzw. der Stadt nachdrücklich verändert, vor allem in den letzten Jahrzehnten, sei es durch die Neugestaltung von Plätzen und Straßenzügen oder durch Neubauten. Als Beispiele seien hier angeführt das Jüdische Viertel oder d‘Gass, von denen Impulse für weitere Vorhaben ausgingen. In anderen Stadtteilen wurden neue Wohngebiete erschlossen, an der Peripherie Einkaufszentren oder Industrieanlagen errichtet.
Alte Fotos oder Postkarten sind eine Art Gedächtnis einer Stadt, gleichsam ein Fenster zur Vergangenheit. Sie lassen auf unvergleichliche Weise Historie lebendig werden und lösen unterschiedliche Emotionen aus. Denn wie Worte wirken auch Bilder unmittelbar auf uns. Durch sie wird Geschichte mitgestaltet, was uns digitale Medien täglich vermitteln. Fotos aus vergangenen Jahren werfen Fragen auf wie z. B.: Wer hat diese heute noch das Stadtbild prägenden Gebäude errichtet? Wie und wovon haben die Menschen damals gelebt? Was haben die Leute gearbeitet, wie funktionierte das Zusammenleben?
Welche Kleidung haben Frauen, Männer oder Kinder getragen? War in den so oft beschworenen »guten alten Zeiten« wirklich alles besser?
Vergleiche von historischen Fotos mit aktuellen Ansichten führen uns den Wandel von Gesellschaft und Lebensraum vor Augen. Solche Abbildungen waren und sind eine wichtige Vorlage für gefühlvolle Restaurationen älterer Häuser. Und sie laden ein zu einem „Bilderbuch-Spaziergang„ durch das adelige, das jüdische und das bürgerliche Hohenems. Dabei machen uns alte Fotografien neugierig und nachdenklich zugleich, sie schlagen eine Brücke zu wesentlichen Fragen: Woher kommen wir, wer sind wir, wohin wollen wir gehen?
Aus Anlass des Jubiläums »40 JAHRE STADTERHEBUNG« ediert der Kulturkreis einen Nachdruck des Bildbandes »Hohenems – Alte Bilder einer jungen Stadt«, den Dr. Norbert Peter 1988 für die Schriftenreihe des Kulturkreises zusammengestellt hatte. In der Reprint-Ausgabe konnte die Rechtschreibreform nicht berücksichtigt werden. Die rund 500 Schwarz-Weiß-Fotos von Menschen, Gebäuden, Straßen oder Ereignissen vermitteln eindrucksvolle historische Ansichten. Sie laden zu anregenden Gesprächen ein, sie suchen Antworten und tragen ein wenig bei zur Förderung von Identität mit der Familie und dem Gemeinwesen.
Edmund Banzer
Präsident des Kulturkreises
Reprint “Hohenems – Alte Bilder einer jungen Stadt” von Dr. Norbert Peter
Aus Anlass des Jubiläums “40 Jahre Stadterhebung” ediert der Kulturkreis einen Nachdruck des Bildbandes “Hohenems – Alte Bilder einer jungen Stadt”, den Dr. Norbert Peter 1988 für die Schriftenreihe des Kulturkreises zusammengestellt hat. Obwohl damals in einer Auflage von 2.500 Stück gedruckt, war der Bildband seit vielen Jahren vergriffen, aber als Hohenems-Klassiker nach wie vor gefragt. Deshalb hat sich der Kulturkreis zu einer Neuauflage in begrenzter Stückzahl entschlossen.
Das Buch lässt die so genannte “gute alte Zeit” wieder vor uns erstehen. Die Bilder aus vergangenen Tagen rufen viele Erinnerungen wach und sind Ausgangspunkt zu ausgiebigen Erzählungen in der Familie und im Freundeskreis. Das Interesse, Hohenems anzuschauen, wie es früher war, ist sehr groß. Dieses Buch ist einerseits ein Bilderbuch, darüber hinaus ist es aber auch ein Lehrbuch und veranschaulicht, wie sich Hohenems ab etwa 1870 bis 1970 verändert hat.
Vom Bauerndorf zur Industriegemeinde
Hohenems erlebte in diesen hundert Jahren städtebaulich zwei bedeutende Phasen: die eine zu Beginn des 20. Jahrhunderts durch den Bau beachtlicher Häuser und Villen, auch öffentlicher Gebäude und Fabriken. Noble Bürgerhäuser mit historistischen und .Jugendstilelementen geben heute noch Kunde vom Wohlstand der damaligen Besitzer. Die Zwischenkriegszeit bremste den Hausbau stark ein.
Der nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestaute Nachholbedarf leitete die andere noch umfangreichere und lange dauernde Phase ein, in der es zu einer gewaltigen, unkontrollierten Bautätigkeit kam, die unsere Stadt verändert hat. Dem Autoverkehr wurden viele Opfer dargebracht: Viele Brunnen an markanten Plätzen mussten weichen, manch ein Garten wurde der Verbreiterung einer Straße zuliebe beschnitten, nicht immer zum Vorteil des Ortsbildes.
Aktueller Bauboom
Ein Schwerpunkt der künftigen Stadtentwicklung muss wohl die Erhaltung der historisch wertvollen Bausubstanz sein. Ein wichtiger Schritt in diese Richtung war die Unterschutzstellung des Jüdischen Viertels und der Marktstraße. Daneben gibt es aber zahlreiche Beispiele erhaltenswerter Häuser und Straßenensembles, die auch heute noch der Bauwut zum Opfer fallen. Immer wieder neu aufgestellte weithin sichtbare Baukräne geben allenthalben Zeugnis, dass wieder ein Stück Alt-Ems verschwunden ist.
Der Übersichtlichkeit halber ist das Buch in Kapitel gegliedert. Der Betrachter der Bilder kann anhand der Abschnitte im Geiste durch Straßen und Parzellen spazieren. Alte Fotos oder Postkarten sind eine besondere Art Gedächtnis, gleichsam ein Fenster zur Vergangenheit. Sie sprechen ihre eigene Sprache, sie künden von freudigen und traurigen Ereignissen, lassen auf unvergleichliche Weise Vergangenes lebendig werden.
Über hundert Leihgeber haben uns ihre Fotos zur Veröffentlichung überlassen.
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